Auf dieser Seite finden Sie häufige Fragen und Antworten zu den Themen Holzernte/Holzschläge, Klimaveränderung und Biodiversität im Wald.
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Holzernte
Der Wald braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen den Wald. Er soll unsere Infrastrukturen schützen, sauberes Wasser liefern, das Klima stabilisieren, der Erholung dienen und Holz produzieren. Damit er all diese Funktionen erfüllt, kann man ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Es braucht Fachleute, die die Zusammenhänge kennen und den Wald gezielt pflegen, damit er gesund, stabil und sicher begehbar ist.
Jeder Wald hat, je nach Standort, unterschiedliche Funktionen, aber auch eine Hauptzielsetzung. Diese bestimmt die Besitzerin oder der Besitzer. Entsprechend wird der Wald bewirtschaftet. Die Waldleistungen lassen sich in den meisten Fällen kombinieren; sie schliessen sich nicht aus. Im Gegenteil: Gewisse Waldleistungen bedingen sich sogar. So muss ein Schutzwald nach gewissen Vorgaben gepflegt werden, damit er seine Schutzfunktion nachhaltig erfüllen kann. Im Zuge dieser Pflegeeingriffe kann auch Holz geerntet oder ein Lebensraum gefördert werden. Ein Nutzwald, der vor allem der Holzgewinnung dient, kann zugleich attraktiver Lebensraum sein für bestimmte Arten, wenn stehendes und liegendes Totholz im Wald bleibt oder wenn im Zuge der Holzereiarbeiten Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen angelegt werden.
Die Artenvielfalt profitiert von einem Wald ohne Holzschläge: Die natürliche Dynamik im Wald wird zugelassen, es gibt alle Altersstufen und Zerfallsphasen. Alte oder unterdrückte Bäume sterben ab und bleiben im Wald liegen; neue Bäume wachsen nach, sobald sie genügend Platz und Licht haben. Diese natürlichen Alterungsprozesse dienen insbesondere jenen Arten, die auf Alt- und Totholz angewiesen sind. Alle anderen Leistungen – Schutz vor Naturgefahren, Erholungsraum, Förderung von licht- und wärmeliebenden Arten und Holzproduktion – können nur mit der aktiven Bewirtschaftung des Waldes, das heisst mit Holzschlägen, gewährleistet werden.
Moderne Forsterntemaschinen sind schonender für den Wald: Warum?
- Sie bewegen sich aufgrund ihrer grossen Reichweite nur auf den dafür vorgesehenen Wegen («Rückegassen»), der restliche Waldboden wird nicht befahren und dadurch geschont.
- Auf den Rückegassen wird ein Teppich aus Astmaterial ausgelegt, der das Gewicht der Maschinen besser verteilt und die Verdichtung minimiert. Eine Erntemaschine mit Raupen verteilt das Gewicht noch besser.
Zudem ist es aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, ein effizientes Holzernteverfahren mit zeitgemässen Mitteln zu wählen. Forsterntemaschinen ermöglichen professionelle und kostensparende Holzschläge.
Der Wald wächst weiter. In den Lücken wachsen neue, standortgerechte Bäume. In der Regel werden nur Bäume gepflanzt, wenn sich auf natürliche Weise keine Verjüngung einstellt. Durch die Holzernte haben die verbleibenden Bäume mehr Platz und können so ihr natürliches Wachstum entfalten. Am Boden wird es grüner, da er Licht und Wärme erhält. Daneben gedeihen auf lichten Flächen auch viele verschiedene weitere Pflanzen- und Insektenarten, die auf Licht und Wärme angewiesen sind. Holzschläge können also auch die Biodiversität fördern, indem neue Habitate entstehen.
In erster Linie dienen solche umfassenden Eingriffe dazu, den Wald für die Zukunft gesund und widerstandsfähig zu halten. Die Klimaveränderung bringt Trockenheit und wärmere Temperaturen, die den Hauptbaumarten im Mittelland stark zusetzen, vor allem der Fichte, zunehmend aber auch der Buche, der Weisstanne und weiteren Arten. Unser Wald der Zukunft braucht deshalb andere Baumarten wie Eiche, Linde oder Ahorn, die unter den neuen klimatischen Bedingungen gedeihen. Werden in einem Wald nur einzelne Bäume gefällt, haben diese lichtliebenden Baumarten aber keine Chance. Deshalb werden für sie auf teils grossen Flächen die meisten Bäume geschlagen. Das kann in der ersten Zeit verstörend aussehen, doch sehr bald wird sich ein Jungwald etablieren, der gute Voraussetzungen hat, der Klimaerwärmung zu trotzen.
Klimaveränderung im Wald
Es wird nicht den einen Berner Wald der Zukunft geben. Das Aussehen wird vor allem durch drei Faktoren bestimmt:
- Welche Baumarten können unter den neuen Bedingungen wachsen?
- Welche Bedürfnisse stellt die Gesellschaft an den Wald und seine Leistungen?
- Auf welche Bewirtschaftungsart und welche Ziele setzen die Besitzerinnen und Besitzer künftig?
Aus einer Kombination dieser drei Antworten wird sich eine hohe Diversität an Waldbildern entwickeln. Das ist auch heute bereits so.
Dies ist regional sehr unterschiedlich. Die heutigen Baumarten werden künftig in höheren Lagen besser aufkommen. Ausserdem werden die Wälder insgesamt sicherlich mehr Laubbaumarten aufweisen als heute. Mit Hilfe des Menschen wird es generell eine grössere Vielfalt an Arten geben.
In den unteren Lagen des Kantons gibt es gemäss aktuellen Modellen die grössten Veränderungen. Hier werden vor allem Eichen und Linden profitieren. Aber auch alternative Baumarten werden in einem sehr begrenzten Umfang ihren Platz finden.
Diese Aussagen beruhen auf Modellen und Tendenzen; die Zukunft wird zeigen, wie sich das Waldbild ganz konkret entwickeln wird.
Baumarten, die besser zum zukünftigen Klima passen könnten, finden Sie hier.
Mit der Klimaveränderung erhalten Neophyten bessere Bedingungen, um sich auszubreiten. Im Wald verschwinden Neophyten aber in der Regel, sobald die Bäume nachwachsen und weniger Licht auf den Waldboden kommt, da die meisten Arten der invasiven Neophyten lichtliebend sind. Deshalb sind sie in der Regel keine Bedrohung für die Waldleistungen.
Eine erfolgreiche Bekämpfung von invasiven Neophyten ist komplex und ressourcenintensiv. Wer Neophyten erfolgreich bekämpfen will, braucht einen gut durchdachten Plan, damit die finanziellen und personellen Ressourcen so eingesetzt werden, dass der gewünschte Effekt auch wirklich erzielt wird – z. B. die nachhaltige Eindämmung von Neophyten wie der Goldrute in einem bestimmten Gebiet. Dafür braucht es ein Bekämpfungskonzept über mehrere Jahre. Das ist eine grosse Verpflichtung und bedeutet hohe Kosten. Da das Gesetz aktuell keine generelle Bekämpfungspflicht gegen Neophyten vorsieht, fehlen auch die entsprechenden Mittel und Gemeinden oder Waldbesitzer/innen müssten die Kosten selbst tragen. Ohne gesetzliche Grundlage ordnet der Kanton auch keine Bekämpfungsmassnahmen an.
Der Anstieg der Temperaturen kann zur Folge haben, dass sich die Waldgrenze in höhere Lagen verschiebt und sich der Wald dort auch ausbreiten kann. Dies trifft aber nur ein, wenn die alpinen Lebensräume nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Zudem ist zu beachten, dass die Humusschicht der Böden in diesen Höhenlagen oft nur schwach entwickelt ist und der Wald generell ein träges System ist. Daher dürfte dieser Prozess ohne menschliches Zutun der Klimaveränderung hinterherhinken.
Ist die Vielfalt im Wald hoch, ist er resilienter gegenüber Störungen. Sterben z. B. gewisse Baumarten ab, weil es mehr und längere Trockenheitsperioden gibt, können andere Baumarten den Bestand stabilisieren, weil sie mit Trockenheit besser umgehen können.
Die Entwicklung eines Waldes hin zu einem klimaangepassten, resilienten Bestand kann mit einer aktiven Bewirtschaftung unterstützt werden. Dabei kommt es vor allem auf optimale Lichtverhältnisse an, damit eine breite Palette an standortgerechten und klimaangepassten Baumarten wachsen kann.
Das Ökosystem Wald besteht aber nicht nur aus Baumarten; es umfasst auch Lebensräume und Tier-, Pflanzenarten, Pilze und Moose sowie Flechten. Ist das Ökosystem über all diese Elemente intakt – sprich: vielfältig –, ist das ganze Ökosystem insgesamt stabiler und gesünder. Diese Vielfalt ist sozusagen die Versicherung des Waldes gegenüber möglichen Umwelteinflüssen, Störungen oder Klimarisiken.
Ein Waldbesuch birgt immer gewisse waldtypische Gefahren. Sie können mit einer aktiven Bewirtschaftung reduziert werden. Vor allem nach Extremwetterereignissen, die mit der Klimaveränderung tendenziell zunehmen werden, muss besondere Vorsicht an den Tag gelegt werden.
Biodiversität im Wald
Die Biodiversität, also die Vielfalt des Lebens, ist unser Naturkapital. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass unser Ökosystem Wald reibungslos funktioniert. Nur ein funktionierendes Ökosystem kann die Nachfrage der Gesellschaft nach Schutz vor Naturgefahren, sauberem Trinkwasser oder dem Rohstoff Holz erfüllen.
Wälder mit hoher Biodiversität sind auch widerstandsfähiger gegen Auswirkungen des Klimawandels oder anderen Umweltstörungen als eintönige Wälder. Die Biodiversität hat darum nicht nur einen ökologischen und sozialen Wert, sondern auch eine ökonomische Bedeutung.
Die Biodiversität wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen aus. Immer mehr Studien belegen, dass der Kontakt mit der Natur und der regelmässige Aufenthalt in der Natur Stress abbaut, die Aufmerksamkeit verbessert oder auch einen positiven Einfluss auf den Blutdruck und Herzrhythmus hat.
Die rund 27 000 Arten, denen der Wald eine Heimat bietet, haben sehr unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Die einen brauchen viel Licht und ein reiches Blütenangebot, wie beispielsweise gewisse Tagfalter oder Wildbienen; die anderen vor allem totes Holz in grossen Dimensionen. Wieder andere brauchen feuchte und schattige Wälder.
Das bedeutet, dass der Berner Wald eine möglichst grosse Vielfalt an Lebensräumen anbieten muss, welche über den ganzen Kanton verteilt, und gut miteinander vernetzt, vorkommen. Dafür setzt sich der Kanton mit seiner Strategie Waldbiodiversität und den entsprechenden Förderprodukten ein:
Ökosysteme können sich an klimatische Veränderungen anpassen, insbesondere solche mit einer hohen Biodiversität. Das Klima verändert sich derzeit aber in einer Geschwindigkeit, was es einigen Arten unmöglich macht, sich an die rasch wandelnden Lebensräume anzupassen. Flechten zum Beispiel sind nicht mobil, oder Auerhühner können irgendwann nicht mehr weiter in die Höhe wandern.
Feuchte Lebensräume im Wald sind bereits vor längerer Zeit durch die menschliche Degradation zu einem grossen Teil verschwunden. Flüsse wurden begradigt oder die Wälder entwässert. Durch die Erwärmung des Klimas kommen diese bereits seltenen, feuchten Lebensräume noch stärker unter Druck und damit auch die bedrohten Arten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind. Es gibt aber auch Arten, die vom Klimawandel und der zunehmenden Wärme profitieren, da sie zusätzliche Lebensräume erhalten und sich vermehrt ausbreiten werden.
Der Wald im Kanton Bern bietet sehr diverse Lebensräume, die sich vom Berner Jura über das Mittelland bis zu den Alpen nur schon aus klimatischen sowie geologischen Gründen stark unterscheiden. Die Diversität an Waldbesitzenden bringt automatisch auch eine Diversität an Nutzungssystemen mit sich und schafft mit der aktiven Waldbewirtschaftung somit vielfältige Lebensräume.
Insbesondere die natürlichen Alter- und Zerfallsphasen kommen im bewirtschafteten Wald aber in allen Lagen fast nicht mehr vor. Somit fehlt es an alten, absterbenden und bereits abgestorbenen Bäumen in Kombination mit viel Lichteinfall. Das sind Bedingungen, die für zahlreiche Arten zentral sind.
Ein grosses Defizit besteht auch bei den feuchten Wäldern, die in der Vergangenheit drainiert oder durch Flussbegradigungen degradiert wurden.
Die Wiederherstellung von feuchten Wäldern und Auenlandschaften ist herausfordernd und sehr kostspielig. Ein grosser Gewinn für diese Lebensräume ist die Rückkehr des Bibers, der die feuchten und dynamischen Landschaften auf eigene Faust wieder herstellt.
Relativ einfach umsetzbar ist es, alte Bäume und Totholz wieder vermehrt in unsere bewirtschafteten Wälder zu integrieren. Schwieriger ist die Sicherung von grösseren Flächen, in denen die natürliche Dynamik wieder frei ihren Lauf nehmen und Totholz in grossen Mengen entstehen darf, insbesondere im Mittelland. Hier bietet der Kanton aber attraktive Angebote für Waldbesitzende an:
Förderprodukte Waldbiodiversität
Arten, die auf feuchte Lebensräume und Auenlandschaften angewiesen sind, haben es im Kanton Bern (und in der gesamten Schweiz) nicht einfach. Durch die zunehmenden Trockenperioden akzentuiert sich ihre schwierige Lage.
Das Totholz in unseren Wäldern nimmt zwar stetig zu. Damit aber der Grossteil der totholzbewohnenden Arten einen Lebensraum findet, sind sehr grosse Mengen nötig. Spezialisierte Arten, die auf sehr hohe Mengen an Totholz – 100 Kubikmetern und mehr – angewiesen sind, finden in unseren Wäldern kaum noch Lebensräume.
Auch weniger mobile Arten wie Flechten können sich nicht auf die Suche nach neuen Lebensräumen machen, wenn die angestammten Lebensräume zunehmend in Bedrängnis geraten. Diese Arten sind darauf angewiesen, dass ihr Lebensraum kontinuierlich vorhanden bleibt.