
Der Berner Wald soll seine Funktionen trotz Klimaveränderung erfüllen. Unsere Waldvision 2100 konkretisiert dieses Ziel.
Die Waldvision beschreibt in 15 Visionssätzen den Zustand des Berner Waldes im Jahr 2100. Das Amt für Wald und Naturgefahren strebt in seiner Arbeit danach, diese Ziele im Zusammenspiel mit allen Akteuren im Wald zu erreichen. Die Waldvision 2100 soll als gemeinsames Ziel auch Inspirationsquelle sein für Waldbesitzende, die Bevölkerung und die holzverarbeitende Industrie.
Die Gesellschaft stellt viele Ansprüche an den Wald. Wälder bieten Schutz vor Naturgefahren, liefern Holz, sind Erholungsraum, Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze, speichern CO2 und leisten noch vieles mehr. Diese Multifunktionalität ist die besondere Stärke des Waldes.
Der Wald ist ein komplexes Ökosystem. Durch unsere Ansprüche und ändernde Klimabedingungen steigt die Komplexität weiter. Um das Verständnis für die unterschiedlichen Waldleistungen zu fördern, braucht es Wissensvermittlung, den gemeinsamen Dialog und Aufgeschlossenheit für die Sichtweise des Gegenübers.
Wald ist nicht statisch. Er ist geprägt durch einen oftmals kaum wahrgenommenen, kontinuierlichen Wandel. Stürme, Trockenheit oder andere Einflüsse können den Wald in kurzer Zeit verändern. Diese Dynamiken können zur effizienten Zielerreichung beitragen, indem sie z. B. die Verjüngung beschleunigen. Stellenweise müssen sie aber gelenkt werden, um nicht tolerierbare Risiken abzuwenden.
Vielfältige Bestände bieten grössere Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Vielfältig bedeutet einerseits: aus verschiedenen Arten zusammengesetzt und andererseits: strukturreich mit kleinen, grossen, dicken, dünnen und auch mal krummen oder toten Bäumen.
Um mit häufiger werdenden Ereignissen wie Hitzephasen oder Trockenperioden umgehen zu können, muss der Wald vital sein. Standortangepasste Bäume mit u. a. intaktem Wurzelwerk sind widerstandsfähiger.
Der Klimawandel führt in relativ kurzer Zeit zu veränderten Standortbedingungen. Damit der Wald die von der Gesellschaft nachgefragten Leistungen möglichst uneingeschränkt erbringen kann, muss er sich an neue Gegebenheiten anpassen und sich entsprechend weiterentwickeln können.
So vielfältig wie die Landschaften im Kanton ist auch der Berner Wald. Es gibt über den ganzen Kanton hinweg sehr unterschiedliche Bestände und auch regionale Eigenarten, wie artenreichen Laubwald in den tieferen Lagen oder Fichtenwald in den Alpen.
Das Wild ist Bestandteil des Waldökosystems und soll es auch bleiben. An manchen Stellen beeinträchtigen die Wildtiere z.B. durch den Verbiss das Nachwachsen klimaangepasster Bäume. Als tragbar gelten Wildbestände, welche die gewünschte Waldentwicklung zulassen.
Der Boden ist die Basis des Waldes. Seine Fruchtbarkeit ist entscheidend. Diese wird u. a. beeinflusst durch den Verdichtungsgrad, die Speicherkapazität für Nährstoffe und Wasser, den Stickstoffeintrag und die biologische Aktivität.
Der Wald ist ein Ökosystem, das sich über sehr lange Zeiträume hinweg entwickelt. Es ist wichtig, dass Waldflächen nicht nur erhalten, sondern auch vernetzt bleiben. So kann der Wald seine positiven Wirkungen über seine Grenzen hinweg entfalten.
Die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und unterschiedlichen Lebensräumen im Berner Wald ist gross. Eine hohe Biodiversität und genetische Vielfalt sind wertvolle Ressourcen, die ausgleichend wirken können, wenn die klimatischen Bedingungen sich ändern.
Der Wald ist ein Multitalent. In der kombinierten Bewirtschaftung können an geeigneten Standorten mehrere Nutzungen verbunden werden. Wald und Weide, Wald und Tourismus oder Wald und Acker sind mögliche Formen.
Die meisten Waldleistungen werden durch die Bewirtschafter ermöglicht. Professionalität und Innovation sind Voraussetzung, um unter Berücksichtigung aller Waldleistungen rentabel zu wirtschaften.
Die Dynamik der Klimaveränderung erfordert seitens der Bewirtschaftenden vorausschauendes Handeln und eine periodische Überprüfung der eigenen Strategie. Möglichkeiten der Digitalisierung, Erkenntnisse aus der Forschung oder technische Innovationen dienen der Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen.
Holz ist ein vielfältig einsetzbarer und klimafreundlicher Rohstoff. Bei der Verwendung als Bau- oder Werkstoff wird der Atmosphäre langfristig CO2 entzogen. Regionale Produktion spart Emissionen bei den Transportwegen. Um diese Vorteile zu nutzen, muss Ber-ner Holz nachgefragt und in entsprechender Qualität und Menge verfügbar sein.