Im Kanton Bern gibt es nur noch wenige Moore. Sie sind wichtig für das Klima, regulieren den Wasserhaushalt und bieten Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. Trotz schweizweit strengem Schutz gehen immer noch Moore verloren. Der moorhydrologische Hinweisperimeter (MHP), eine digitale Hinweiskarte, erleichtert den kantonalen und kommunalen Behörden das Sichern des Wasserhaushalts geschützter Moorbiotope.

Moore in der Schweiz
Moore sind ausgesprochen selten. In der Schweiz findet man sie nur noch auf 0,6 Prozent der Fläche. Im 19. Jahrhundert wurden viele Moore zerstört, um Torf abzubauen oder weil man sie für die landwirtschaftliche Nutzung trockenlegte.
Deshalb sind Moore wichtig
- Moore spielen im Wasserhaushalt eine wichtige Rolle: Sie dämpfen Starkniederschläge, indem das Wasser weniger schnell abfliesst. So gibt es weniger Überschwemmungen und weniger Erosion. Ist es heiss und trocken, wirken Moore kühlend.
- Intakte Moore speichern grosse Mengen Kohlenstoff und schützen so das Klima. Entwässerte Moorböden hingegen setzen grosse Mengen Treibhausgase frei.
- Moore sind einzigartige Ökosysteme mit hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Viele von ihnen kommen nur in Mooren vor.
Moore müssen geschützt und regeneriert werden
Seit 1987 stehen Moore unter strengem Schutz. Damals stimmten Volk und Stände der Rothenthurm-Initiative zu. Der Kanton Bern schützt seine verbliebenen Moore in insgesamt 245 Naturschutzgebieten und mit Verträgen mit der Landwirtschaft.
Trotz diesem Schutz nehmen Moore weiter Schaden. Häufigste Ursache ist ein Unterbruch der Wasserversorgung. Meist geschieht dies ohne Absicht. Neue Strassen, Gräben oder Drainagen schneiden den Mooren das Sickerwasser ab, das diese zum Überleben brauchen. Im Umfeld von Mooren müssen Bauprojekte so ausgestaltet werden, dass der Wasserhaushalt nicht verändert wird.
Wasserhaushalt sichern
Die Abteilung für Naturförderung (ANF) des Kantons Bern erarbeitet zusammen mit Expertinnen und Experten sowie anderen Fachstellen des Kantons und mit lokalen Behörden ein Vorgehen, wie die Situation der Moore verbessert werden kann. Unterstützt wird das Projekt «espace marais» durch die Wyss Academy der Universität Bern.
Gesetzliche Vorgaben
Die gesetzlichen Vorgaben des Bundes verlangen, dass Moore durch ökologisch ausreichende Puffer geschützt werden vor schädlichen Nährstoffeinträgen, Störungen der Tiere und Pflanzen sowie Beeinträchtigungen der Wasserversorgung (Art. 14 Abs. 2 NHV).
Moorverträglich dank Technik
In vielen Situationen lassen sich Projekte mit technischen Massnahmen moorverträglich machen (durchlässige Strassen, Sickerpackungen, Entwässerung «über die Schulter», Verlangsamung des Drainagewassers etc.). In anderen Fällen kann ein alternativer Standort die günstigste Lösung sein. In den Merkblättern unter «Weitere Informationen» sind technische Anforderungen und Lösungen zu Strassen und Wegen, Leitungen, Fassungen und Entwässerungsanlagen aufgezeigt.
Moorhydrologischer Hinweisperimeter
Kernstück des Vorgehens zum Sichern des Wasserhaushalts von Mooren ist eine digitale Hinweiskarte, die die ANF des Kantons Bern hat berechnen lassen. Der moorhydrologische Hinweisperimeter (MHP) zeigt, welche Gebiete im Umkreis der geschützten Moore für deren Wasserhaushalt relevant sein können.
Arbeitshilfe für lokale Behörden
Die zugehörige Arbeitshilfe macht es für lokale Behörden möglich, mit einfachen Kriterien rasch und unkompliziert festzustellen, ob eine Gefährdung geschützter Moorbiotope durch ein geplantes Infrastruktur- oder sonstiges Projekt möglich ist oder nicht.
Kann eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden, beurteilt die ANF die Situation und berät die lokalen Akteure bei der Lösungssuche. In kritischen Fällen kann die ANF ein hydrologisches Gutachten einfordern.
Einbezug der Gemeinden
Die Anwendungsfreundlichkeit der Hinweiskarte und der Arbeitshilfe wurden mit den Bewilligungsbehörden getestet. Am 21. September 2023 hat dazu in Gwatt ein Workshop stattgefunden. Im Herbst 2024 fanden in Saanen, Saint-Imier und Habkern Informationsanlässe für Baubehörden und Projektierende statt.
Weitere Informationen
Projekt «Espace Marais»: Erhaltung der Wasserressourcen im Einzugsgebiet von Moorbiotopen von nationaler Bedeutung
Moorhydrologischer Hinweisperimeter, Geoinformation
Arbeitshilfe für Leitbehörden
Merkblatt «Entwässerungsanlagen im moorhydrologischen Hinweisperimeter»
Merkblatt «Leitungen im moorhydrologischen Hinweisperimeter»
Merkblatt «Strassen und Wege im moorhydrologischen Hinweisperimeter»
Merkblatt «Wasserfassungen im moorhydrologischen Hinweisperimeter »
Moorlandschaften, Direktion für Inneres und Justiz des Kantons Bern